Ins Büro gehen?!? Was meinen Sie… bitte?

Es wird immer selbstverständlicher, dass viele Unternehmen, die Option anbieten, vom Büro aus oder mobil zu arbeiten. Teilweise nur ein paar Stunden, oft aber sogar ermöglichen die Unternehmen eine 100%ige Flexibilität.

Ich muss sagen, ich weiß noch nicht so richtig, wie es mir dabei geht. Die Anfangszeit vom Home-Office hat sich bei mir auf Grund von Eltern-Pause fast zwei Jahre verzögert. In den ersten Wochen fand ich es ziemlich deprimierend aus meinem Schlafzimmer zu arbeiten, auch wenn ich mir einen elektrisch höhenverstellbaren Tisch und einen großen Bildschirm angeschafft habe. Da ich meine Kollegen nicht mehr persönlich gesehen habe, sondern nur noch virtuell, fiel es mir extrem schwer, mich im Arbeitsleben wieder zurecht zu finden. Zusätzlich musste ich vor allem mit einem erdrückenden Gefühl zurechtkommen, als ich, im Vergleich zu meinem tagelang grünbleibendem Zoom Status, den „dauerroten“ Status meiner Kollegen sah, die den ganzen Tag beschäftigt waren. Habe ich keinen Anschluss mehr? Verpasse ich etwas? Sind meine Aufgaben für die anderen nicht relevant genug?

Aber nach 6 Monaten habe ich mich daran gewöhnt, mein Ding zu machen, die Leute auch über Zoom anzurufen oder in Chats zu kontaktieren. Ich finde es mittlerweile sehr schön meine Ruhe zu haben. Das ist für mich der Knackpunkt: die Leute wollen nach über zwei Jahren Corona weiter Abstand halten, unglaublich oder? Ich höre von Kollegen und Freunden immer dasselbe: „Ich arbeite überwiegend im Home-Office – GOTT SEI DANK!“

Was macht es mit uns als Team? Verlieren die Leute dadurch das „WIR“ Gefühl?

Das hat auch Kon­sequenzen auf die Konfliktbewältigung, denn eingeübte Routinen funktionieren nur noch schlecht. Stattdessen müssen darum andere Formen des Interessensausgleichs gefunden werden.

Sabine Prohaska* schreibt 6 Tipps wie ein besseres virtuelles Umfeld geschafft werden kann.   

1. Routinen einführen

Kommunikations- und Kooperationsprozess à entsprechende Routinen einbauen. Das kann in Form von Austauschtreffen oder kurzen Check-in-Fragen zu Beginn eines Online-Meetings geschehen.

2. Ein Vorbild sein

Werden Sie aktiv! Angenommen Sie haben sich über etwas geärgert. Dann kommunizieren Sie dies offen – möglichst als Ich-Botschaft. Hierfür ein Beispiel: „Ich hatte bei unserem letzten Online-Meeting den Eindruck, ich war als einziger Teilnehmer vorbereitet. Das hat mich geärgert, weil …“

3. Digitale ­Räume zur Konfliktlösung schaffen

Achten Sie darauf, dass sich Ihre Teammitglieder pro­aktiv Orte zur Konfliktklärung schaffen – zum Beispiel in Form von Chat- oder ­Videokonferenz-Rooms oder Teilgruppen­Sitzungen. Konflikte sind schließlich normal, wenn Menschen zusammenarbeiten.

4. Die Konfliktarena klein halten

Laden Sie zu einem Konfliktgespräch nur die direkt involvierten Personen ein. Lassen Sie sich durch die Digitaltechnik nicht dazu verleiten, möglichst viele Leute einzuladen, nur, weil dies online so einfach ist. Für die Konfliktlösung ist es oft nötig, dass Personen über ihren Schatten springen. Das fällt im kleinen Kreis meist leichter, zumal wenn Vertraulichkeit vereinbart wurde.

5. Auf das digitale Wir-Gefühl achten

Wie gut die Zusammenarbeit funktioniert, egal ob in analogen, digitalen oder hybriden Teams hängt stets auch vom Gemeinschaftsgefühl ab. Bei einer digitalen Zusammenarbeit fehlt oft der spontane informelle Austausch, der das Wir-Gefühl stärkt. Also sollte diese Form der Kommunikation auch digital, sozusagen künstlich ermöglicht werden. Zum Beispiel durch Meetings, die rein dem „Smalltalk“ dienen. Zudem sollten in Online-Meetings, sofern möglich, nicht nur die „Hard Facts“ und „Needs“ abgearbeitet werden. Planen Sie in der Agenda auch Zeit für den informellen, persönlichen Austausch und die Beziehungspflege ein.

6. Die Redeanteile im Auge behalten

Im digitalen Raum ist es wichtig, Gesprächen mehr Struktur zu geben als bei persönlichen Treffen. Hierzu zählt, im Blick zu haben, ob bei Konfliktgesprächen alle Beteiligten ähnlich große Redeanteile haben. Vielredner zu stoppen und Schweiger gezielt zu aktivieren, erfordert online eine aktive Moderation.

OFFLINE TREFFEN

Generell gilt: Erfolgt ein großer Teil der Kommunikation und Zusammenarbeit digital, sind die verbleibenden realen Begegnungen umso wichtiger für die Reflexion der Kooperation, den Teamspirit und den Auf- und Ausbau vertrauensvoller Beziehungen. Organisieren Sie daher, sofern möglich, auch in gewissen Zeitabständen persönliche Treffen aller Teammitglieder. Entstehen trotzdem Konflikte, dann gilt auch bei der virtuellen Zusammenarbeit: Ein persönliches Gespräch ist einer digitalen Konfliktbearbeitung vorzuziehen – speziell dann, wenn es für eine nachhaltige Lösung nötig ist, dass die Konfliktparteien sich in die Augen schauen und sich zum Schluss versöhnt die Hände reichen.

 *Seminar Consult Prohaska, für Magazin Wirtschaft 5-6.2022, Rubrik Rat&Tat  

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